Rom, die Ewige
Gerade war ich einige Tage zur Vorrecherche in Rom. Für Gespräche mit Vatikan- und Botschafts-Vertretern, Location-Scouting, um Museen und Ruinen anzusehen, um Verbindungen zwischen den Religionen in diesem Zentrum des Christentums zu suchen und vorab schon ein Gefühl für eine Stadt zu bekommen, in der ich seit 20 Jahren nicht mehr war.
Damals wie heute gilt: Rom verführt. Mit Üppigkeit. Mit Wärme. Mit einer barocken Leichtigkeit.
Viele Hauswände sind mit Jasmin begrünt, dessen Duftwolken durch die Gassen wabern. Die “Nasoni”, die kleinen Wasserspender auf jedem Platz und an vielen Straßenecken, plätschern fröhlich vor sich hin. Durch die niemals weit entferne Frische, die sie bieten, wird selbst die sommerliche Hitze ertragbar. Die Geschichte der Stadt schreit einen an fast jeder Stelle regelrecht an: “Sieh, wie alt ich bin! Sieh, wie bedeutend ich bin! Sieh, in welcher Schönheit ich vergehe!” Und es stimmt. Auch nach teilweise mehr als 2000 Jahren weiß sie sich noch in Szene zu setzen.
Darüber hinaus sind die Unterschiede zwischen den einzelnen Stadtteilen höchst spannend: Der Prunk des Vatikans, die Energie Trasteveres, die versteckten Innenhöfe der Altstadt mit all den Geschichten, die sie erlebt haben, das erholsame Grün der Parks und Hügel. Die Viertel könnten nicht unterschiedlicher sein und passen doch perfekt zusammen. Und dann ist da die Musik, die an allen Ecken und Enden tönt und der Stadt neben Verkehrschaos, unzähligen fliegenden Händlern und Heerscharen von Touristen einen ganz eigenen Soundtrack verleiht.
Aber Rom irritiert auch. Durch ebenjene Heerscharen von Touristen. Durch die Soldaten, die – Gewehr im Anschlag – überall in der Stadt stationiert sind. Oder durch die Möwen, die schreiend auf sich aufmerksam machen. Irgendwie passen sie nicht hierher, in diese Stadt der rot-orange-gelb-beigen Gebäude, die in der Abendsonne strahlend dem Gold in den prunkvollen Kirchen der Stadt Konkurrenz machen.
Je nach Quelle heißt es, dass es in Rom mehr als 900 oder mehr als 1000 Kirchen gibt. Welche Zahl auch immer stimmt – gerade in der Altstadt ist die Dichte extrem. Und jede einzelne versucht, die Nächste mit ihren Fresken, Goldaltären und anderen Kunstwerken zu übertrumpfen. In einem Artikel der NZZ heißt es, “[i]n den Kirchen Roms finden sich mehr Meisterwerke von Michelangelo, Caravaggio und anderen grossen italienischen Künstlern als in allen Museen der Welt.” Die Aussage erscheint durchaus plausibel.
Es wird sehr spannend, mit unserer Gruppe diese Stadt auf der Suche nach den Gemeinsamkeiten in den Weltreligionen zu erkunden. Welche Musik, welche spirituellen Eindrücke finden letzten Endens ihren Weg in die Komposition? Und welche Inspirationen verewigen die ewige Stadt?