Vor kurzem fand die erste Recherchereise des künstlerischen Teams statt. Ziel: das heilige Land. Israel. Es zu erreichen, gestaltete sich allerdings durchaus als schwierig und bereits die ersten Stunden des Trips gestalteten sich dadurch unerwartet dramatisch. Und darum geht es hier.
Nur kurz nachdem wir in unsere Israelreise gestartet sind, beim Stoppover in München, erhielten wir eine Nachricht von Komponistin Suad Bushnaq aus Kanada. Suad stammt aus Jordanien, ist mittlerweile allerdings ebenfalls kanadische Bürgerin – und wurde auf dem Pearson Airport in Toronto in Kanada von Mitarbeitern der Fluggesellschaft El Al bereits vor dem Abflug mehrere Stunden befragt. Nach mehr als vier Stunden bekam sie eine Panik-Attacke, brach den Check-In-Prozess ab und fuhr wieder nach Hause. Hier ein kleiner, aber bezeichnender Auszug aus Suads Nachrichten, die uns unterwegs erreichten:
I had never in my life felt so little, so dehumanised, and as if I am a criminal. Although I explained several times calmly that I’m traveling with a music project that brings religions together, I was still being treated as a threat. After keeping it together for about three hours, I couldn’t handle it anymore. They literally passed a metal detector between each one of my toes, I’m not even exaggerating. […] I feel defeated and this is unlike me, but I have never felt so dehumanised in my life just because of my ethnicity.
Whatsapp von Suad Bushnaq/21.8.2019
Suad musste Eingriffe in die Privatsphäre, wie unter anderem das Offenlegen sämtlicher Telefon und Computerinhalte oder Abtastungen, über sich ergehen lassen. Wie eine spätere Online-Recherche mit zahlreichen Treffern zeigte, scheint solches Vorgehen durchaus Prinzip bei El Al zu haben – gerade auch in Bezug auf (arabsich-stämmige) Frauen.
Darüber hinaus wurde uns einmal mehr vor Augen geführt, warum das Projekt so wichtig ist. Die großen Terrorakte erhalten die Medienaufmerksamkeit und setzen das Thema der religiösen und damit verbunden ebenfalls ethnischen Diskriminierung immer wieder kurzfristig auf die Agenda. Es sind aber eben gerade auch solche alltäglichen Diskriminierungen und diskriminierenden Verhaltensweisen, gegen die Das gleiche WORT vorgehen und auf die es aufmerksam machen will. Denn sie schüren die Abneigung anderen gegenüber, was nicht nur das Zusammenleben im Alltag erschwert, sondern irgendwann eben auch zu den oben erwähnten Terrorakten führen kann.
Einige Tage, ein mehrere tausend Euro teures Ticket und eine andere Airline später erreichte Suad Israel doch noch. “Jetzt erst recht!” war ihre Einstellung. Das Projekt ist durch diesen Vorfall von der primär philosophischen Ebene auf eine politische Ebene gehoben worden, die sicherlich auch im Text und der Komposition ihren Ausdruck finden wird.